Filippo Bonanni

Bonanni wurde 1638 in Rom geboren. Mit 17 Jahren (1654) trat er der Ordensgemeinschaft der „Gesellschaft Jesu“ bei, auch bekannt als „Jesuitenorden“. Nach seinem Noviziat (1656), wurde er entsendet, um an der berühmten Akademie des Ordens in Rom zu studieren. Dort wurde er ein Schüler des bekannten, deutschen Wissenschaftlers Athanasius Kircher.

Während seiner Studienzeit übernahm er die Aufgabe mikroskopische Linsen herzustellen. Er verwendete sie später auch um eigene Mikroskope zu bauen. Zudem wurde er ein sehr begabter Kupferstecher und gilt als einer der größten Experten seiner Zeit für die Herstellung von Lackierungen.

Bonanni wurde von Rom nach Orvieto und Ancona versetzt, um an den dortigen Akademien des Jesuitenordens zu unterrichten. Nach dem Rücktritt von Athanasius Kircher als Professor für Mathematik an der römischen Akademie, wurde er zu dessen Nachfolger ernannt. Nach Kirchers Tod im Jahr 1698, wurde er zum Kurator befördert für dessen Museum. Dabei handelte es sich um eine bedeutende Sammlung Antiquitäten, antiken Geräten, Schriften und Fossilien aller Art, die von Kircher zusammengetragen wurden. Das Kircher Museum galt als eines der größten seiner Zeit. Er veröffentlichte einen Katalog der Sammlung im Jahr 1709 unter dem Namen „Musaeum Kircherianum“.

Er starb 1725 im Alter von 87 Jahren in Rom.

Bonnani tat sich während seines Lebens insbesondere auf drei Gebieten mit seinen Leistungen hervor:

Mikroskopie
Er baute Mikroskope und führte bei deren Konstruktion mehrere Innovationen ein. Zum einen entwickelte er eine Methode, um Objekte von unten zu durchleuchten und nicht von Oben anzuleuchten. Anstatt mühselig mit Spiegeln das Licht der Sonne oder von Kerzen auf ein Präparat zu reflektieren, konnte man bei ihm die Lichtquelle direkt unter den Objekttisch legen.

Zum anderen entwickelte er eine praktische Klammerhalterung für den Objektträger. Die Konstruktion wurde später nach ihm benannt, daher der Name „Bonanni Spring Stage“, was so viel heißt wie „Bonanni Federtisch“.

Bonanni Spring Stage
Bonanni Spring Stage: Filippo Bonanni entwickelte diese Halterung für den Objektträger. Damit konnte man das Objekt von unten durchleuchten.

Die Abbildung zeigt das Schema eines „Bonanni Federtisches“. Eine Feder wird zwischen zwei kreisförmige Platten montiert. Um einen Objektträger einzufügen, muss man die bewegliche, obere Platte nach unten drücken. Danach legt man den Träger auf diese drauf. Lässt man die Platte wieder los, dehnt sich die Feder aus und die Platte wird zurück nach oben gedrückt, gegen die zwei Klammern. Somit ist der Objektträger stabil zwischen Klammern und Platte eingeklemmt. Das Loch in den Messingplatten ermöglicht die Beleuchtung von unten.

Muscheln und Fossilien
Sein zweites, wichtiges Betätigungsfeld war die Welt der Fossilien und Muscheln. Bonanni war ein Anhänger von Aristoteles Theorien der „spontanen Entstehung“. Zu seiner Zeit waren viele andere Wissenschaftler auch der Überzeugung, dass Tiere wie Flöhe und Muscheln spontan aus Dreck oder Sand entstehen können. Dennoch äußerte er in seinen frühen Schriften über die Natur und Herkunft von Fossilien, auch Zweifel darüber, ob die vorherrschenden Theorien die Anzahl und die weltweite Verteilung der Fossilien sinnvoll erklären können. Später mutmaßte er, dass Fossilien in zwei Gruppen aufgeteilt werden können. Zum einen könnten sie Überreste von Organismen sein, zum anderen „Erzeugnisse natürlicher Mächte“.

Sein Werk „Ricreatione dell’Occhio e della Mente nell’Osservazione delle Chiocciole“ aus dem Jahr 1681ist das erste, das sich vollständig dem Thema widmet. Es enthält cirka 450 Kupferstiche von verschiedenen Muscheln. Sie sind sehr fein und detailgetreu gezeichnet und zu jeder Spezies gibt es eine Beschreibung.

Lackierungen
Im Jahr 1709 veröffentlichte Bonanni das Buch „Musaei Kircher“. Schon dort erwähnt er chinesische Lackierung und nennt dazu Harze und Gummiarten, die man wohl für dessen Herstellung verwendete. Sein großes Interesse wird auch dadurch bestätigt, dass er mit den Werken von Martino Martini (Novus atlas sinensis) und Athansius Kircher (China monumentis) gut vertraut war. Beide Autoren beschreiben, dass die Chinesen den Saft eines bestimmten Baumes dazu verwenden um Porzellan, Möbel und Holz zu lackieren.

Die ersten, europäischen Handelsschiffe erreichten im 16. Jahrhundert die chinesische Küste. Es entstand ein reger Handel mit dortigen Waren, wie zum Beispiel Porzellan, Seide und Tee. Aufgrund von Restriktionen der chinesischen Regierung, durften Europäer nicht im gleichen Maße ihre Güter ins Land einführen. Die Regierung war darum bemüht das Land von fremden, kulturellen abzuschotten und erachtete die europäischen Produkte als unwürdig. Daraus entwickelte sich eine chronisch negative Handelsbilanz auf Seiten von Europa, verbunden mit einem drastischen Kapitalabfluss. Später führte es sogar zum Opiumkrieg.

Unter diesen wirtschaftlichen Umständen, entwickelte sich in Europa der Trend den begehrten, chinesischen Waren Alternativen entgegenzusetzen. Bonanni forschte über cirka 10 Jahre an Rezepten und Mischungen für Lacke. Dafür verwendete er auch alte Aufzeichnungen aus Asien und dem Orient. Seine Erkenntnisse publizierte er 1720 in seinem Werk: „Trattato sopra la vernice detta comunemente Cinese“. In diesem Buch wird der komplette Prozess von der Herstellung bis zur Anwendung von Lacken dargestellt. Des Weiteren, finden sich darin Rezepte und Herstellungsverfahren für Lacke, die man als Alternative für die chinesischen verwenden konnte. Das war wichtig, weil die Produktion bestimmte Rohstoffe benötigte, die in Europa nicht verfügbar waren.

Bonnani wurde bei seiner Arbeit von anderen Jesuiten unterstützt. Er führte zu diesem Thema einen ausgiebigen Briefwechsel mit Missionaren, die in Asien tätig waren und tauschte sich auch sonst viel mit Gleichgesinnten Kollegen aus.

Das „Trattato sopra la vernice detta comunemente Cinese“ wurde zu einer Art Standardwerk für die Herstellung von Lacken. Insbesondere für den Standort Venedig war es von besonderem Wert, denn Venedig war der größte Fabrikant von lackierten Gütern in Italien. Seine Bedeutung wurde aber auch im restlichen Europa erkannt, so dass es in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Aufgrund seiner großen Bedeutung wurde das Buch im Jahr 2009 noch einmal aufgelegt: Filippo Bonanni / Flavia Perugini. “Techniques of Chinese Lacquer: The Classic Eighteenth-century Treatise on Asian Varnish.”, ISBN 978-0-89236-953-9

 

Quellenverzeichnis

Auf dieser Seite gibt es die Geschichte zu zahlreichen medizinischen Geräten, die in der Krankenpflege eingesetzt werden. Dazu gehören auch die Mikroskope. Hier werden die von Filippo Bonanni entwickelten Innfovationen auf diesem Gebiet beschrieben.

Hoschule der bildenden Künste Dresden. In der Dissertation „Polychrome Ausstattungen von Wohnräumen in syrischen Stadthäusern des 17. bis 19. Jahrhunderts. Zu Kunsttechnik und Erhaltungsfragen von ʿaǧamī Interieurs“ von Anke Scharrahs findet sich auf den Seiten 305 und 311 einige Beschreibungen zu Bonannis Forschung zum Thema Lackierungen.

Bei Google Books finden sich Auszüge aus dem Buch “Techniques of Chinese Lacquer: The Classic Eighteenth-century Treatise on Asian Varnish.” In der Einführung gibt e seine kurze, englische Biografie und einen Überblick über seine Errungenschaften auf dem Gebiet der Lackierungen.

Bruno Accordi vom geologischen Institut in Rom beschreibt in einem Beitrag die Bedeutung von Athanasius Kirchers und Filippo Bonannis Arbeit für die Geschichte der Geologie: Bruno Accordi, „Contributions to the history of geological sciences – Illustrators of the Kircher museum naturalistic collections.“

Hier gibt es ein paar Fotos von der „Bonanni spring stage“:

Und natürlich immer dabei: Wikipedia

https://en.wikipedia.org/wiki/Filippo_Bonanni

https://de.wikipedia.org/wiki/Filippo_Bonanni

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