Gute Alternativen zum Medizinstudium

Einst sagte mir ein älterer Arzt, kurz vor der Rente, aus meinem Bekanntenkreis, dass wir in Deutschland bald einen Mangel an guten Medizinern haben werden. Grund dafür sei, dass die Leute mit den Top-Abschlüssen nicht mehr dieses Fach studieren werden. In den 1960-er Jahren bis um die Zeit der Jahrtausendwende war dieser Beruf fast eine Art Garantie für ein Millionär Dasein. Damals war das Gesundheitssystem sehr generös, die Kassen zahlten angeblich fast alles, ohne es zu hinterfragen. Zu der Zeit hieß es: arbeite hart, eröffne deine eigene Praxis als Chirurg und mit 40 oder spätestens 50 Jahren ist man Millionär. Für High Potentials mit gutem Abitur war das Medizinstudium traditionell die erste Wahl – Lizenz zum Gelddrucken. Heute würden diese Hochtalentierten eher versuchen als Investmentbanker:innen oder IT-Experten:innen zu arbeiten.

Ganz unrecht mag er mit seiner Aussage nicht gehabt haben. Aber noch immer ist das Medizinstudium sehr begehrt und der Numerus Clausus ist irrsinnig streng. In begehrten Städten liegt die notwendige Abiturnote bei 1,0. Wenn man Glück hat, dann reicht irgendwo in der „Provinz“ ein Schnitt von 1,5. Noch immer sehr anspruchsvoll. Mittlerweile gibt es sogar Universitäten in Osteuropa, wo Medizin auf Deutsch unterrichtet wird. Dort werden die jungen Deutschen aufgefangen, deren Abitur nicht gut genug war. Doch solche privaten Unis sind ungeheuer teuer und nicht jeder kann sich das leisten.

Was also sollen diejenigen Abiturienten machen, die gerne im biologisch-medizinischen Bereich arbeiten würden? Nur, weil der Schnitt im Abi vielleicht nicht gepasst hat, möchte man sein Interesse an Biologie und die Faszination für die Mechanismen im menschlichen Körper oder Natur nicht aufgeben.

Für alle, die von diesen Themen fasziniert sind, stellen wir zwei Studiengänge vor, die eine gute Alternative sein könnten. Man wird durch sie kein Arzt:in. Dennoch erhält man einen hochqualifizierten Abschluss, der wichtige Aspekte in sich vereint. Aufgrund der technischen Ausrichtung sind die Gehaltschancen hervorragend. Inhaltlich betrachtet kommen zahlreiche Themen auf den Lehrplan, die vom medizinischen Background geprägt sind. Auf dem Programm stehen diese Studienzweige aus dem Bereich der Medical and Life Sciences:

  • Molekularmedizin
  • Bioprozesstechnik

Der Studienzweig Molekularmedizin

Im Bereich der Molekularmedizin lernen die Studierenden die Grundlagen darüber, wie genau die physiologischen Prozesse im Körper ablaufen. Zudem erfahren sie, wie Krankheiten entstehen und welche Auswirkungen sie auf Zellebene und Stoffwechsel usw. haben. Es ist also ein Teilbereich der Medizin. Ziel ist es vor allem die Diagnostik auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln und zudem Einflussmöglichkeiten auf die oben genannten Prozesse zu finden.

Welche Bedeutung diese Disziplin haben kann, das zeigte sich insbesondere in der Covid 19 Pandemie. Binnen kurzer Zeit mussten Diagnoseverfahren für ein unbekanntes Virus entwickelt werden. Zudem war eine schnelle Impfung vonnöten. Mit Hilfe von CRISPR-Cas9 wurde am Erbgut des Erregers manipuliert, so dass später mRNA Impfstoffe entwickelt werden konnten. Diese Technologie könnte nun die Medizin verändern. Man muss nicht unbedingt Arzt sein, um auf diesem Gebiet großartige Leistungen zu vollbringen.

Die Molekularmedizin als Studienzweig könnte als eine Mischung aus Techniker und Biologie-Experte gesehen werden. Die Absolventen müssen mit Laborgeräten umgehen können, sie hoch professionell und präzise bedienen. Gleichzeitig erfordert die Arbeit ein immens großes Wissen über biochemische Prozesse im Körper und der von Erregern. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Bio-Technologie, sind die Gehaltsaussichten exzellent. Experten sagen diesem Beruf eine bedeutende Zukunft voraus.

Der Studienzweig Bioprozesstechnik

Biologie ist überall, nicht nur im Körper. Von besonderem Interesse ist aktuell derjenige Teil dieser Wissenschaft, der sich um die Prozesse in der Natur kümmert. Nicht nur Experten sehen bereits die Folgen des Klimawandels überall. Erderwärmung, Brände, Stürme, Artensterben und ähnliche Dinge könnten in den nächsten Jahren zu riesigen Katastrophen und Hungersnöten führen. Unter diesen Umständen sind Experten besonders gefragt, welche die Abläufe dahinter verstehen. Sie können dazu beitragen, dass sich Produktionsabläufe und die Verwertung von Rohstoffen allgemein nachhaltiger Entwickeln. Hierfür müssen neue technische Verfahren gefunden werden, innovative Materialien und noch vieles mehr. Auch die Absolventen vom Studienzweig Bioprozesstechnik sind sehr gefragt. Mit dieser Qualifikation geht eine hochwertige Mischung aus biologischen und technischen Kenntnissen einher, die zu einem nachhaltigeren Leben auf diesem Planeten führen soll.

Fazit

Wer ein großes Interesse an Biologie, Chemie, Technik und Naturwissenschaften mit sich bringt, der ist nicht zwangsläufig im Medizinstudium optimal aufgehoben. Auf dem Markt gibt es so einige Alternativen, die zu einer interessanten und hochqualifizierten Berufslaufbahn mit ähnlichem Background befähigen. Zum Teil ergeben sich daraus viel interessantere Jobs, als in einer Praxis zu arbeiten und immer wieder dieselben Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Hinsichtlich der Finanzen können die oben beschriebenen Studienzweige ebenfalls sehr gut mit dem Arztberuf mithalten.